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Inspirationsquellen im Süden: Die Rute der Genies führt auf die Spuren von Gaudí, Miró, Picasso und Pau Casals

 

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Barcelona ohne Gaudí, das ist wie Pyrenäen ohne Berge. Kaum ein Besucher, der nicht die einzigartigen Werke des Architekten in der Metropole abklappert. Doch längst nicht alle wissen, dass er in der Jugendstilstadt Reus nahe Tarragona geboren wurde und hier entscheidende Anregungen bekam. Dem Genie begegnet man auf Schritt und Tritt, wenn man sich auf die Gaudí-Route begibt. Stationen sind sein Geburtshaus im Carrer de Sant Vicenç 4, wo er 1852 geboren wurde und einen Teil seiner Jugend verbrachte. Gleich um die Ecke erinnert eine Skulptur von Artur Aldomà Gaudí nen an den jungen Gaudí. An der Plaça Sant Pere steht auch die Kirche, in der er getauft wurde – ihr Turm soll ihn zu einer Treppe der Sagrada Família inspiriert haben. Geprägt haben ihn außerdem der Schulbesuch im ehemaligen Franziskanerkloster im Carrer Misericordia und das Santuari de Misericordia, ein Heiligtum der Stadtheiligen, der er besonders huldigte. Welche Bedeutung Reus auf das Genie sonst noch hatte, ist im Gaudí Centre an der Plaça Mercadal zu erfahren, wo einem Videos, Zeichnungen, Architekturmodelle und persönliche Gegenstände in Leben und Werk Gaudís nahe bringen.

Doch auch andere Künstler entstammen der Gegend oder haben sich hier betätigt – wie zum Beispiel Antoni Miró in Mont-roig. Nicht weit von Reus entfernt liegt das hübsche Dorf an der Costa Daurada, dessen Licht und mediterranes Lebensgefühl den Maler begeisterten. „Mein ganzes Werk habe ich von Mont-Roig aus angelegt“, erklärte er rückwirkend. Nachdem er 1911 zum ersten Mal hierher gekommen war, suchte er sich in den 1940er Jahren nach einem Atelier um, in dem er nicht nur malen, sondern sich auch der Bildhauerei und Keramik widmen konnte. Hier, im Mas Miró, entstanden die Gemälde, auf denen er Strände, Brücken oder „das Haus mit der Palme“ verewigte. Und jenes Bauernhaus – „La Masía“ –, das später Hemingway erwarb. Neben der Ruta Miró gibt auch das Miró Centre im Carrer Major 2 Aufschluss.

Ein anderes Dorf, Horta de Sant Joan, ist wiederum aus dem Werk Picassos nicht wegzudenken. „Alles, was ich kann, habe ich in Horta gelernt“, sagte der Maler aus Málaga. Und wer sich auf den Weg in den entlegenen Gebirgsort im Süden Kataloniens macht, kann den gedanklichen Schritt von der verschachtelten Häuseransammlung zum Kubismus nachvollziehen. Zweimal weilte Picasso hier. Nachdem er als Jugendlicher mit einem Freund 1898 in das Gebirge Els Ports kam, um eine Lungenkrankheit auszukurieren – wobei ihm Dorf und Landschaft sogleich einen kreativen Schub versetzten -, arbeitete er sich 1909 erneut an ihnen ab. Das Ergebnis lässt sich im Centre Picasso begutachten, wo viele Bilder in Faksimiles hängen. Rundum sind dann auch die Häuser, Höhlen und Berge zu entdecken, die für einige seiner Werke Modell standen.

Horta de Sant Joan © Angela Llop

Doch führt die Route der Genies nicht nur auf die Spuren von bildenden Künstlern. Die Gegend südlich von Barcelona hat auch den Musiker Pau Casals hervorgebracht, der 1876 in einem Weindorf nahe der Küste geboren wurde. „Glücklicherweise hat mich bei all den Reisen, die ich in ferne Länder gemacht habe, nie das Kind aus Vendrell verlassen“, soll Spaniens berühmtester Cellist gesagt haben. In der Vil.la Museu Pau Casal erfährt man, wie aus dem Kind der Komponist der Hymne der Vereinten Nationen wurde und dass er außerdem während der Francozeit im Exil so entschieden für Freiheit und Frieden eintrat, dass er 1971 mit der Friedensmedaille der UNO geehrt wurde. Bei dem Festakt interpretierte er – zum Ärger des Franco-Regimes – auch das wunderschöne, katalanische Volkslied El Cant dels Ocells – der Gesang der Vögel. Das erklingt nicht zuletzt beim alljährlich stattfindenden Festival Internacional de Música, das – ebenso wie das Auditorium, der Konzertpalast von El Vendrell – nach Pau Casals benannt ist.

Barcelonas Geheimnisse

Die Sagrada Família haben Sie gesehen? Den Park Güell? Und auch den Palau de la Música? Dann ist es Zeit, weniger bekannte Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Oft liegen nur ein paar Schritte von den ausgetretenen touristischen Pfaden entfernt wahre Architekturperlen, die mitunter sogar zum Welterbe der UNESCO gehören. Außerdem gibt es ein paar neue Errungenschaften, die selbst viele Katalanen noch nicht kennen. Hier ein paar Tipps für alle, die Lust auf Entdeckungen haben:

 

Casa Amatller

Nicht allein Gaudí hat in der Stadt einzigartige Werke hinterlassen. Weiterer Exponent des Modernisme, wie die katalanische Variante des Art Déco heißt, ist beispielsweise Josep Puig i Cadafalch. Gleich neben Gaudís Casa Batlló am Passeig de Gràcia hat er Ende des 19. Jahrhunderts für den Schokoladenfabrikanten die Casa Amatller gestaltet. Sie beeindruckt durch eine originelle Mischung aus neugotischen Elementen wie zum Beispiel beim Treppengiebel, und verspielten, an maurische Bauwerke erinnernden, rechts vom Hauptportal ist auch der Heilige Georg, Kataloniens legendärer Drachentöter zu erkennen. Lange Zeit konnte man das Bauwerk nur von außen bewundern, inzwischen wurde auch das originell dekorierte Innenleben Besuchern im Rahmen von Führungen zugänglich gemacht. Vielleicht kommen Sie dabei auch auf den Geschmack der altbewährten Schokolade (www.amatller.org).

Casa Amatller ©yosoynuts

 

Casa Vicens

Gaudís erste eigenständige Arbeit als Architekt ist die Casa Vicens am Carrer de les Carolines im Stadtteil Gràcia. Stark vom mozarabischen Mudéjar-Stil beeinflusst ,zeigt das zwischen 1883 und 1885 erbaute Haus aber auch schon erste Elemente der späteren naturalistischen Ornamentik. Typisch sind außerdem die schmiedeeisernen Gitter, die Türmchen und die Verwendung farbiger Keramik. Im Innern, das einer Tropfsteinhöhle gleicht, empfangen einen zudem florale Motive und aufgemalte Vögel. Auch dieses Wunderwerk soll in Kürze seine Tore für Besucher geöffnet werden.

Casa Vicens © Ian Gampon

 

Hospital de Sant Pau

Ins Krankenhaus kommt keiner gern – aber wenn, dann möchte man in ein so schönes wie das Hospital de Sant Pau, dessen Anblick schon bei so manchem Patienten zur Genesung beitragen dürfte. Wo sonst liegen Patienten in denkmalgeschützten Jugendstilgebäuden, die zum Welterbe der UNESCO gehören? Von Lluís Domènech i Montaner um 1905 herum gebaut, besticht das Krankenhaus mit verspielten Pavillons, die mit Türmchen, Mosaiken und kunstvollen Glasarbeiten verziert sind. Inzwischen kann es im Rahmen von englisch- oder französischsprachigen Führungen besichtigt werden, außerdem gibt es wechselnde Ausstellungen zu sehen (www.visitsantpaul.com)

Hospital de Sant Pau © Jaume Maneses

 

Casa LLeó i Morera

Ebenfalls von Lluís Domènech i Montaner errichtet wurde dieser Prachtbau in nächster Nachbarschaft zu den Gaudí-Häusern La Pedrera und Casa Batlló am Passeig de Gràcia. Benannt nach dem Sohn der Bauherrin Francesca Morera i Ortiz, die den Architekten 1902 mit dem Werk beauftragte, wurde ein schon bestehendes Haus mit Balkonen und reich verzierter Fassade umgestaltet, wobei viele Jugendstilkünstler wie der Bildhauer Eusebi Arnau mitwirkten. Vor allem bei der Ausschmückung der Eingangshalle und Innenräume haben sie mit Keramik-, Holz- und Marmordekor sowie zahlreichen Mosaiken ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. Wer es mit eigenen Augen sehen will, hat die Wahl zwischen halbstündigen Express- und ausführlichen 70-Minütigen Führungen in verschiedenen Sprachen (www.casalleomorer.com)

Casa Lleó Morera © John. Purvis

 

Torre de Bellesguard

Eins der bestgehüteten Geheimnisse in Sachen Gaudí ist das Landhaus am Fuß des Hausbergs Tibidabo, das erst im vergangenen September für Besucher geöffnet wurde. Zwischen 1900 und 1909 entstanden – und vom Architekten Domènech Sugrñes i Gras vollendet -, zeugt es von Gaudís eigenwilliger Interpretation der Gotik und mutet wie eine mittelalterliche Burg an. Die Innenräume verraten wiederum den Einfluss des Mudéjar-Stils. Der Garten steht von Montag bis Samstag zum Besuch offen, zu den eineinhalbstündigen Besichtigungen der Innenräume muss man sich vorher anmelden – wobei Audioguides in acht Sprachen zur Verfügung stehen (www.torrebellesguard.cat).

 

Born Centre Cultural

Auch hier wurde erst in jüngster Zeit ein Geheimnis gelüftet: Mit der Verwandlung der ehemaligen Markthalle – einer schon für sich sehenswerten Eisenkonstruktion – in ein Kulturzentrum kamen die Überreste der Stadt aus dem 18. Jahrhundert zum Vorschein, die zufällig bei Bauarbeiten entdeckt und sorgfältig freigelegt wurden. Während man auf der frei zugänglichen Galerie um die Ausgrabungen herumläuft, kann man einen Blick in jenen Stadtteil werfen, der Schauplatz der Tragischen Woche von 1714 war, als Katalonien von den spanischen Truppen besiegt wurde und seine eigenen Institutionen verlor. Mehr darüber ist bei Führungen zu erfahren, die diese spannende Kapitel Geschichte erläutern. Hin und wieder finden unter dem wundevollen Dach des Born-Markts auch Konzerte statt, außerdem kann man sich im Espai Gastronòmic Moritz mit Bier- und Weinspezialitäten stärken (www.elborncentrecultural.bcn.cat).

Born Centre Cultural © Born CC – Pere Virgili

 

Els Encants

So einen Flohmarkt wird man anderswo vergeblich suchen: Neuerdings beherbergt ein total avantgardistisches Gehäuse den traditionellen Encants-Trödelmarkt von Barcelona – ein in mehrere Richtungen strebendes schillerndes Dach schützt die Stände vor Regen und allzu starker Sonneneinstrahlung. Kein Wunder, dass es auch für Barcelonesen zu einem Besuchermagneten geworden ist! Sie kommen nicht nur, um hier montags, mittwochs, freitags und samstags von 9 bis 20 Uhr originelle Trouvaillen von Antiquitäten über Kleidungsstücke bis hin zu seltenen Parfümen zu erstehen. Sie treffen sich hier auch gern mit Freunden und lassen sich in den Bars und Cafés ringsum zum Plaudern und Beobachten nieder. Inzwischen gesellen sich zum Krimskrams aus zweiter Hand auch Anbieter hochwertiger Neuwaren (www.encantsbcn.com).

 Design Hub Barcelona

Ende 2014 gab es in der Museumslandschaft der Stadt noch mal einen Paukenschlag: Pünktlich am 14.12.14 öffnete der Disseny Hub Barcelona an der Plaça de les Glòries. Von den renommierten Architekten Oriol Bohigas und David Mackay errichtet, wird hier alles rund um Design präsentiert, was die Stadt zu bieten hat. Gleich vier Museen – die für Dekorative Kunst, Textil, Keramik und Graphik wurden hier auf 25 000 Quadratmetern in einem spektakulären Bau vereint. Mit insgesamt 70 000 Objekten aus den Bereichen Glaskunst, Keramik, Möbel und vielem mehr zeigen sie, was die geballte Kreativität der Katalanen jetzt und in früheren Zeiten hervorgebracht hat (www.dissenyhubbarcelona.cat).

Wo Cadaqués das neue Jahr begrüßt – Wanderung zum Cap de Creus

Er ist nicht nur die perfekte Kulisse für die Verfilmung von Jules Vernes „Das Licht am Ende der Welt“, die hier gedreht wurde. Der Naturpark Cap de Creus ist selber filmreif.

Hier, an der östlichsten Spitze der Iberischen Halbinsel, enden die Pyrenäen in einer tief zerklüfteten Mondlandschaft und bieten ein einzigartiges Naturschauspiel dar. Dalí, der sich von ihm inspirieren ließ, nannte es ganz zu Recht ein „grandioses geologisches Delirium“. Wild umtost von der Tramuntana, jenem gefürchteten kalten Nordwind, der Gabriel García Marquez zufolge Keime des Wahnsinns enthält, nehmen die Felsen hier die bizarrsten Formen an. So zeigt sich Katalonien am Cap de Creus von seiner ungezähmten, rauen, zugleich leidenschaftlichen Seite, die ebenso furchterregend wie beeindruckend ist. Jahraus jahrein zieht es unzählige Ausflügler hierher. Wenn es nicht warm genug zum Baden ist – dazu muss man auf steilen Wegen in die versteckten Felsbuchten hinunter steigen -, laufen sie am Leuchtturm herum, setzen sich dann auf die Terrasse des Restaurants „Cap de Creus“, das einen gewissen Kultstatus genießt, und schauen auf die Buchten zwischen dem Golf von Roses und der französischen Grenze hinunter. Im Sommer sorgt mitunter Live-Musik für den entsprechenden Soundtrack. Und im Winter? Machen sich unzählige Menschen in der Silvesternacht auf, um hier die ersten Sonnenstrahlen des neuen Jahrs zu begrüßen, wenn sie im Osten über dem Meer aufgehen. Aber es lohnt zu jeder Jahreszeit, dem Kap einen Besuch abzustatten. Am schönsten ist es, wenn man sich das Kap erläuft – auf dem Wanderweg, der vom Künstlerdorf Cadaqués in etwa zwei Stunden hierher führt.

Sonneuntergang in Cadaqués © Joan Lesan

Alles, was man für die ca. 7 bzw. 8 Kilometer lange Tour braucht, sind Trittsicherheit, Wanderschuhe, je nach Wetterlage auch Sonnenschutz und genügend Trinkflüssigkeit. Für Hin- und Rückweg sollte man insgesamt vier Stunden rechnen, wobei etwa 400 Meter Steigung zu überwinden sind. Im Tourismusbüro gibt es auch entsprechende Faltblätter. Ansonsten ist der Weg relativ gut mit rot-weiß-roten bzw. rot-grünen Markierungen und Schildern gekennzeichnet.

Startpunkt ist der Passeig, der zentrale Platz von Cadaqués. Hier kann man noch mal auf der Terrasse der Bar „Marítim“ mit Blick aufs Meer einen Kaffee zu sich nehmen. Dann läuft man kurze Zeit am Wasser entlang zur Bucht Es Poal, wo links eine schmale Gasse abzweigt und zwischen den Häusern in Richtung Portlligat führt. Am Campingplatz und der hüschen weißen Kapelle Sant Baldiri vorbei wandert man zu Dalís ehemaligem Refugium an der Bucht von Portlligat hinunter. Wer die Casa-Museu Salvador Dalí besichtigen will – was unbedingt lohnt -, sollte sich möglichst vorher anmelden und mindestens eine zusätzliche Stunde einplanen. Ansonsten läuft man ein kurzes Stück an der Platja de Portlligat weiter, bis die Markierung einem links den Weg durch ein kleines, von Schilf gesäumtes (meist trockenes) Flussbett weist. Bald gelangt man zur Autostraße, die zu queren ist, auf der anderen Seite setzt sich der Weg dann auf schmalem Pfad fort. Gleich muss man noch einmal die Straße überqueren, um nun auf der anderen Seite Richtung Norden weiter zu laufen. Schon fällt der Blick auf die Buchten, die rechter Hand die Küste säumen. Ein Stück weiter folgt man wiederum kurz der Fahrstraße und biegt beim Hinweisschild zur Bucht Guillola rechts in einen schmalen Pfad ab. Jetzt geht es auf und ab zwischen einigen einsam gelegenen Häusern, Gärten, alten Steinmäuerchen und der Felslandschaft an den Buchten Jugadora und Fredosa vorbei in Richtung Kap. Zuletzt gilt es, eine steile Treppe zum Leuchtturm hinaufzusteigen. Zwischendurch ist auch mehrmals Gelegenheit, sich an einer der Buchten im Meer zu erfrischen. Oben angekommen, kann man sich dann im Restaurant „Cap de Creus“ oder der benachbarten Bar stärken und das Panorama auf sich wirken lassen. Vor dem Rückweg sollte man noch einen Blick in die benachbarte kleine Ausstellung über Flora, Fauna und geologische Besonderheiten des Cap de Creus werfen. Wenn man erfährt, wie es sich im Lauf von 450 Millionen Jahren herausgebildet hat und aus den einem Konglomerat von Granit, Schiefer, Kalkstein, Quarz und anderen Gesteinen besteht, wird die Wanderung gleich viel interessanter. Mit etwas Glück kann man dann außer Möwen auch seltenere Vögel wie Rötelschwalben oder Habichtsadler entdecken.

 

Rezept: Escudella i Carn d´Olla – die weihnachtliche Fleischorgie

Wie überall wird auch in Katalonien an Weihnachten viel und gut gegessen. Wobei hier traditionell keine Haute cuisine auf dem Festtagsmenü steht, vielmehr ein relativ rustikaler Eintopf mit dem komplizierten Namen Escudella i carn d’olla. Ein typisches Wintergericht, deftig und nahrhaft, das schon im Mittelalter die hungrigen Mägen der Bauern gefüllt haben soll und heute an Weihnachten zur Sopa de galets oder Escudella de Nadal veredelt wird.

 

Escudella

Escudella i carn d’olla

 

Es ist eine wahre Fleischorgie, die nicht nur dem Koch Zeit und jede Menge Zutaten abverlangt. Das Essen muss auch in aller Ruhe zelebriert werden. Dabei wird die Escudella in zwei Gängen eingenommen. Erst isst man die gehaltvolle Brühe, in der schneckenförmige Galets-Nudeln – zum Teil auch kleine Hackfleischbällchen schwimmen -, der zweite Gang besteht dann aus dem, was in der Brühe gegart wurde – verschiedenen Fleisch- und Gemüsesorten, Kichererbsen sowie die Pilota, ein dicker länglicher Fleischkloß. Natürlich hat jede Familie ihr eigenes Rezept. Die einen geben statt Kichererbsen dicke weiße Bohnen in die Suppe, andere füllen die Nudeln zusätzlich mit Hackfleisch oder geben kleine Hackfleischbällchen hinein. Mittlerweile halten sich auch nicht mehr alle an die strenge Abfolge. Manche tischen nur den mit allen Zutaten gemischten Eintopf auf, andere lassen auf die Suppe einen Braten, vielleicht auch einen Fischgang oder Meeresfrüchte folgen.

 

Escudella i carn d'olla © Núria

Escudella i carn d’olla © Núria

 

Wie auch immer das Menü aussieht – was auf keinen Fall zum süßen Abschluss fehlen darf, ist Turró: eine Art Krokant, das entweder aus Mandeln, Nüssen, kandierten Früchten, Kokos oder auch Schokolade besteht und in der Weihnachtszeit überall in Form von großen Riegeln angeboten wird. Zusammen mit einem Glas Cava rundet es das Weihnachtsessen ab. Bon profit!

 

Zutaten für acht Personen:

1 Stück Kalbskotelett

1 Lammkotelett

1 Schweinskopf

1 Scheinsfuß

1 Stück Schinkenknochen

¼ Huhn

2 Bratwürste

2 dunkle Blutwürste

¼ Huhn oder Pute

2 Scheiben durchwachsenen Speck

4 Kartoffeln

2 Mohrrüben

1 Stück Stangensellerie

1 Stange Porree

1 Pastinake

½ Kopf Weißkohl

1 weiße Rübe

1 Handvoll Kichererbsen, vorher über Nacht eingeweicht

Mehl, Wasser, Salz

300 g schneckenförmige Nudeln

Für den Fleischkloß (Pilota):

150 g gehacktes Schweinefleisch

150g gehacktes Kalbsfleisch

Semmelbrösel

1 kleingehackte Knoblauchzehe

Gehackte Petersilie

1 Ei

Salz und schwarzer Pfeffer

Evtl. eine Prise Zimt

 

Zubereitung:

In einem Topf mit reichlich kaltem Wasser die verschiedenen Fleischstücke außer Würsten und Hackfleisch eine Stunde lang kochen. Die Kichererbsen hinzufügen, nach einer weiteren Stunde auch das Gemüse bis auf die Kartoffeln. Zwischendurch die Zutaten für den Fleischkloß (pilota) mischen, gut verkneten, eventuell eine Prise Zimt hinzufügen und zu einem Oval formen. Dann die Kartoffeln, die Würste, den in Semmelbrösel gewendeten Fleischkloß und etwas Salz zum Fleisch geben. Etwa eine weitere halbe Stunde kochen, bis alles gar ist. Dann die Brühe abgießen und in ihr die Nudeln kochen. Wenn sie gar sind, zuerst die Suppe servieren, dann den Rest, den man warm gehalten hat, wobei man Fleisch und Gemüse auf separaten Platten servieren und den Fleischkloß sowie die Würste in kleine Stücke schneiden kann. Das Gemüse wird je nach Geschmack mit Essig und Öl, Mayonnaise oder einer Soße angerichtet. Wer will, kann die Nudeln zusätzlich mit Hackfleischmasse füllen oder kleine Hackfleischbällchen in die Brühe geben. Außerdem lassen sich die Kichererbsen durch weiße Bohnen und die Nudeln durch Reis ersetzen.

 

Kein Weihnachtsmann, aber Tions

Andere Länder, andere Sitten – das gilt natürlich auch für die Weihnachtsbräuche. Plätzchenbacken und Glühweintrinken, das kennt man in Katalonien nicht. Und es gibt auch nicht so viele Weihnachtsmärkte wie in Deutschland. Immerhin locken in vielen Orten die sogenannten Santa Llúcia-Märkte, die Weihnachtsdekoration, Krippenfiguren, Kerzen, kleinen Geschenkartikel oder Süßigkeiten anzubieten haben. Besonders stimmungsvoll ist die Fira de Santa Llúcia von Barcelona, die rund um die Kathedrale für buntes Treiben sorgt. Natürlich kündigt sich Nadal – wie Weihnachten auf Katalanisch heißt – auch mit festlich geschmückten Straßen, Plätzen und Läden an.

 

 

Barcelona, fira de Santa Llúcia 4. Copyright Turisme de Barcelona

Pessebre Vivent

 

Zu Sankt Nikolaus am 6. Dezember ziehen auch in einigen Ortschaften Kinder von Haus zu Haus – eins von ihnen in Bischofstracht -, um Süßigkeiten einzusammeln. Doch werden hier keinesfalls alle Kinder mit Leckereien beschenkt. Viel wichtiger ist die Tradition der Pessebres – Krippendarstellungen. Alten Gebräuchen zufolge werden die Krippen am 13. Dezember, dem Namenstag der Heiligen Luzia aufgestellt – mit ganz unterschiedlichen Darstellungen wie zum Beispiel der Verkündigungsszene, in denen mitunter auch Figuren in typisch katalanischer Bauerntracht Platz haben. Daneben gibt es auch das, was pessebres vivents – zu deutsch lebendige Krippendarstellungen genannt wird. An derartigen Krippenspielen wirken zum Teil mehrere hundert Dorfbewohner mit, um Gassen und Plätze mit Szenen der Weihnachtsgeschichte zu bespielen.

Besonders berühmt ist für der Pessebre vivent von Pals im Hinterland der Costa Brava. Hier gibt es Handwerker, Händler und Gaukler zu bestaunen, vor den Augen der Schaulustigen wird auch Brot gebacken, gehämmert und geschmiedet. Auch das mittelalterliche Dorf Bàscara bei Figueres wird regelmäßig zur Kulisse für Inszenierungen der Geburt Jesu – mittlerweile kommen bis zu 10 000 Besucher, um die eindrucksvollen Auftritte zu bestaunen.

Pessebre Vivent La Pobla de Lillet © jqmj (Queralt). Lizenz. www.creativecommons.orglicensesby-sa2.0deed.de

Pessebre Vivent La Pobla de Lillet © jqmj (Queralt). Lizenz. www.creativecommons.orglicensesby-sa2.0deed.de

Tió de Nadal i El Caganer

 

Höhepunkt ist dann der Heilige Abend, der vor allem im Kreis der Familie gefeiert wird. Und zwar mit einer besonders exotischen Tradition heidnischen Ursprungs: Im Mittelpunkt steht der Tió de Nadal. Bei dem Tió – zu Deutsch Holzklotz –  handelt es sich um einen toten Baumstamm, der mit zwei Beinen, einem lächelnden Gesicht und einer roten Kappe geschmückt und mit einer Decke zugedeckt wird, damit er sich nicht erkältet. Während ihn die Kinder im Lauf der Weihnachtszeit eifrig mit Äpfeln und Brot „füttern“, verstecken die Eltern heimlich Geschenke unter der Decke. In den Weihnachtskrippen stehen meist dazu passende CaganerFiguren. Während früher unter der Decke eher Kleinigkeiten und Süßigkeiten zum Vorschein kamen, fallen die Geschenke heutzutage wesentlich opulenter aus.

 

Tió de Nadal © Ajuntament de Barcelona. Lizenz. www.creativecommons.orglicensesby-sa2.0deed.de

Tió de Nadal © Ajuntament de Barcelona. Lizenz. www.creativecommons.orglicensesby-sa2.0deed.de

 

El Caganer © Adrià Garcia. Lizenz. www.creativecommons.orglicensesby-sa2.0deed.de

El Caganer © Adrià Garcia. Lizenz. www.creativecommons.orglicensesby-sa2.0deed.de

Cavalcada de Reis

 

Wie den Weihnachtsbaum haben die Katalanen auch die mitteleuropäischen Geschenkorgien übernommen, die eigentlich Reis, dem Dreihkönigstag am 6. Januar vorbehalten blieben. Trotzdem haben die Heiligen. Drei Könige nicht an Bedeutung verloren. Das fest beginnt am Abend des 5. Januar, wenn die als Könige verkleideten Männer bei der sogenannten Cavalcada de Reis festlich in Städten und Ortschaften Einzug halten. Oft reisen sie auf reich geschmücktem Boot an und gehen zeremoniell am Hafen von Bord, wo sie von Scharen von Kindern und ihren Eltern begrüßt werden. Die begleiten die Könige dann auch auf ihrem Zug durch die Straßen und wer kann, übergibt ihnen an diesem Abend seinen Wunschzettel, um am nächsten Tag die – hoffentlich ersehnte – Ausbeute davon zutragen. Aber erst mal heißt es am 24. Dezember Bon Nadal!

 

Cavalcada de Reis © Ollau

Cavalcada de Reis © Ollau

 

 

 

Barcelona: Mehr als Shoppen – wo Einkaufen zum Erlebnis wird

Wurstspezialitäten, eingelegte Oliven, ein schönes Paar Schuhe oder ein Barça-Trikot – was wäre ein Barcelona-Besuch ohne die eine oder andere Trophäe, die man als Erinnerung mit nach Hause nimmt?

An Gelegenheiten zum Einkaufen fehlt es in der Metropole wahrlich nicht. Schließlich warten hier mehr als zehn große Einkaufszentren, zwei Ableger der Kaufhauskette El Corte Inglés, der Trödelmarkt Els Encants und unzählige kleine Läden auf Kauflustige. Doch nicht nur das. Shoppen kann auch zum besonderen Erlebnis werden. Gewiss, um bei Zara, Mango oder Desigual ein T-Shirt zu erstehen, muss man nicht extra nach Barcelona fliegen. Aber wo kann man schon in einer Stierkampf-Arena shoppen?

Das Einkaufszentrum Las Arenas an der Plaça d’Espanya dürfte in Europa nicht seinesgleichen haben. Jahrzehntelang strömten die Menschen hierher, um berühmten Toreros im Kampf mit den Stieren zuzusehen. Später dämmerte das wunderschöne Gebäude aus Naturstein, Stahl und Glas lange Zeit ungenutzt vor sich hin. Nachdem der britische Architekt Richard Rogers Hand anlegte, wurde aus ihm eine originelle Shopping Mall. Sie lockt nicht nur mit einer geballten Ladung Mode, Unterwäsche, Parfüm, Schmuck oder Teespezialitäten. Wer bei Sephora, Calzedonia oder in der FCBotiga Las Arenas fündig geworden ist, kann sich gleich noch in etwa zwei Dutzend Cafés und Restaurants mit Tapas oder Paella stärken, bei myhairBarcelona die Haare frisieren lassen, im Metropolitan-Spa entspannen oder 3D-Filme ansehen.

 

Barcelona. Armand Basi - una noia mirant roba © Catalan Tourist Board - Marc Castellet

 

Eine gelungene Mischung aus Sightseeing und Shoppen bietet natürlich auch das historische Zentrum rund um Plaça Catalunya, Kathedrale und Passeig del Born. Beim Spaziergang durch die Altstadtgassen trifft man nicht nur auf die üblichen Labels. Hier lassen sich auch Dinge erwerben, die man schwerlich anderswo finden wird. Zum Beispiel die farbenfrohen Alpargatas-Schuhe aus Leinen, wie sie La Manual Alpargata im Sortiment führt; die originellen Jeans und Oberteile von Custo, die auch Julia Roberts und die Backstreet Boys zu schätzen wissen, die Kaffeespezialitäten von El Magnífico oder die erlesenen Käse von Tot Formatge. Wer einen besonders edlen Tropfen aus dem Priorat sucht, sollte im Weinladen Vila Viniteca im Carrer Agullers vorbeischauen. Und in Sachen schöne Stoffe ist L´Arca in der Gasse Banys Nous die richtige Adresse. Eine besonders liebenswerte Institution ist der alte Zauberladen El Rei de la Màgia im Carrer Princesa 11, der seit 1881 seine Kunden in den Bann zieht.

Wesentlich schicker geht es im Eixample-Viertel rund um Passeig de Gràcia und Rambla de Catalunya zu. Links und rechts sind sie von Modeboutiquen, Schuhgeschäften und anderen Luxusläden gesäumt – mit vertrauten Namen wie Loewe, Escada, Camper oder La Perla. Mittendrin haben aber auch traditionelle Delikatessgeschäfte wie Múrria in einem wunderschönen Jugendstilhaus im Carrer Roger de Llúria überlebt. Sehenswert ist auch das Intérieur von Cacao Sampaka, das – wie sein Name verheißt – Schokolade in allen Variationen anbietet. Unweit davon hat zudem das einzigartige Design-Kaufhaus Vinçon seinen Sitz, wo man vom Kochlöffel bis zur schnörkellosen Ledergarnitur alles rund ums Wohnen erhält – wer sich einen Überblick verschafft hat, wird gern eine Kaffeepause einlegen, zu der der hübsche Innenhof einlädt. Wer mag, kann sich im BD Barcelona Design (Stadtteil Poblenou)durch Gaudí oder Dalí inspirieren lassen.

Erlebnisreiche Einkäufe versprechen natürlich auch die Markthallen. Nicht nur in der Boqueria, auch der Mercat de Santa Caterina, der dank der Architekten Enric Miralles und Benedetta Tagliabue mit seinem farbigen geschwungenen Dach eine wahrhafte Augenweide ist, können Gourmets die Augen übergehen. Exotische Früchte, Gewürze, Safran, Oliven, Schinken, aber auch Stockfisch landen in so manchem Koffer.

Ein Geheimtipp für alle, die originelle Mitbringsel wie Seidentücher, Taschen oder Stifte suchen, sind schließlich die Museumsshops. Ob Picasso-Museum, MACBA oder Fundació Miró – hier gibt es Unikate, mit denen man garantiert so manchen Daheimgebliebenen beeindrucken kann.

Auf den Spuren des „ Parfüms“ – eine Entdeckungsreise zu den Drehorten der Romanverfilmung

Erinnern Sie sich an Jean-Baptiste Grenouille, der im Frankreich des 18. Jahrhunderts lebte und ein so krankhaftes Verhältnis zu Düften hatte, dass er selbst vor Mord nicht zurückschreckte?

So die Geschichte, die Patrick Süskind in seinem Roman Das Parfum erzählt. 1985 erschienen, rangierte er lange Zeit auf den vorderen Plätzen der Bestsellerlisten und verkaufte sich um die 15 Millionen Mal. 2005 verfilmte ihn dann Tom Tykwer in dem Streifen „Das Parfüm – die Geschichte eines Mörders“. Mit Ben Whishaw, Dustin Hoffman und ebenso unheimlichen wie mitreißenden Filmszenen beeindruckte er die Zuschauer.

Was die meisten nicht wissen: Zwar spielt der Roman in Frankreich, doch zahlreiche Szenen wurden in Katalonien gedreht. An bekannten und weniger bekannten, aber durchweg sehenswerten Orten. Wer will, kann sich in der Provinz Girona, in Barcelona und dem Süden auf eine spannende Entdeckungsreise begeben – und dabei versuchen zu erraten, welche Szene an der jeweiligen Locations gedreht wurde.

Schon die erste Station auf der Ruta del Perfum ist ein Paukenschlag: das Castell de Requesens, eine geheimnisvolle Burganlage, die sich ganz im Norden des Landes in der Serra de l’Albera nahe der französischen Grenze versteckt. Von wildem mediterranem Buschwerk und Jahrhunderte alten Stein- und Korkeichen umwuchert, hat die gut erhaltene Festung die Zeit seit dem 10. Jahrhundert überdauert, als hier die Grafen von Rosselló residierten. Zuletzt bot sie während des Spanischen Bürgerkriegs vielen Familien Zuflucht und steht heute einsam und verlassen da. Wer durch die verschachtelten Gebäudeteile bis zur obersten Dachterrasse hinaufsteigt, hat deswegen auch die grandiose Aussicht auf die Landschaft des Empordà meist für sich allein.

Von hier aus führt der Weg durch den Naturpark Albera und die sanft gewellten Weinberge des Empordà nach Figueres, wo mit dem Castell de Sant Ferran der nächste Schauplatz des „Parfüms“ wartet. Es ist die mächtigste Festungsanlage Europas aus dem 18. Jahrhundert, liegt auf einem Plateau außerhalb des Stadtzentrums und hat einen Durchmesser von drei Kilometern. Als Bollwerk gegen die Franzosen wurde das Castell während der Napoleonischen Kriege dann doch von eben diesen erobert. Während des Spanischen Bürgerkriegs diente es wiederum den Internationalen Brigaden als Munitionslager, ab 1966 als Gefängnis. Inzwischen steht es zur Besichtigung offen, außerdem werden Führungen in mehreren Sprachen angeboten.

Nicht weniger eindrucksvoll ist die nächste Station der Parfüm-Route: Der Pont Vell, die alte Brücke von Besalú gehört zu den schönsten Fotomotiven Kataloniens. 1315 errichtet, ist sie sozusagen Visitenkarte des mittelalterlichen Städtchens Besalú. Wer den Fluvià-Fluss überquert hat, findet sich dann auch gleich in einem Labyrinth  Jahrhunderte alter, denkmalgeschützter Gassen wieder. Unweit der Brücke haben sich zudem die Reste eines jüdischen Viertels samt Synagoge und Bädern erhalten.

Costa Brava. Besalú © Agència Catalana de Turisme. Maria Geli

Fährt man von hier aus in Richtung L’Estartit an der Costa Brava, zeichnen sich schon von weitem die Umrisse des Montgrí-Massivs über der weiten Ebene des Baix Empordà ab, das ebenfalls zu den Drehorten des Films gehört. Auf dem Berg sitzt wie eine Krone die Ruine einer weiteren mittelalterlichen Burg. Es lohnt, in etwa einer Stunde von Torroella aus hinaufzusteigen – oben wird man von einer fantastischen Aussicht belohnt.

Von Torroella aus erreicht man dann in einer knappen Stunde die Provinzhauptstadt Girona, in der besonders viele Filmszenen gedreht wurden. Da huschen die Protagonisten durch Gassen und Plätze wie die Pujada de Sant Domènec oder die Escales de Sant Martí. Auch die wundervolle Kathedrale und der Call, das jüdische Viertel, das im Mittelalter eines der bedeutendsten Zentrum des Sepharden war, bilden die perfekte Kulisse der mysteriösen Geschichte. Ganz anders die nächste Etappe, die Platja del Castell. Der traumhafte Strand bei Palamós ist eine der wenigen unverbauten Buchten an der Küste und bietet sich außerhalb der Badesaison als Ziel einer kleinen Wanderung an. Aber welche Szene hier wohl spielt? Auf kurvenreicher Strecke entlang der zerklüfteten Costa Brava erreicht man schließlich den nächsten Schauplatz, den Convent de Blanes. Das ehemalige Kloster aus dem 16. Jahrhundert liegt hoch über der Felsküste an der Punta de Santa Anna. Inzwischen hat es sich in eine Eventlocation verwandelt, die unter anderem bei prominenten Hochzeitspaaren beliebt ist. Hier kann man noch einmal das Panorama der Costa Brava genießen, bevor einen die Ruta del Perfum nach Barcelona führt.

Girona. Catedral de Girona © Ajuntament de Girona. J.M. Oliveras

Auch hier lässt sich so Manches abseits der ausgetretenen Touristenpfade entdecken. Wer kennt schon den Parc del Laberint, die wunderbare Parkanlage aus dem 18. Jahrhundert im nördlichen Stadtgebiet? Anders als der Park Güell ist sie tatsächlich noch eine Oase der Ruhe und ein echter Geheimtipp. Auch in die Església dels Sants Just i Pastor verirren sich nur selten Touristen, obwohl die gotische Kirche unweit der Kathedrale im historischen Zentrum liegt. Im 16. Jahrhundert auf den Resten einer romanischen Basilika erbaut, lässt der Filmregisseur hier den Bischoff von Grasse eine Predigt an das verwirrte Volk halten – ansonsten werden hier an jedem 25. Dezember die Armen des Viertels mit einem traditionellen Weihnachtsessen abgespeist. Wesentlich stärker frequentiert ist die Plaça de la Mercè nahe dem Passeig de Colom. Doch kaum ein Passant wird ahnen, dass ausgerechnet hier, zwischen dem Neptunbrunnen und der barocken Fassade der Basílica de la Mercè zwei Schlüsselszenen des „Parfüms“ verfilmt wurden – Geburt und Tod von Jean-Baptiste Grenouille. Dabei wäre der Protagonist vorher fast schon auf einem Platz im Poble Espanyol hingerichtet worden – jenem Themenpark am Montjüic-Berg, der so etwas darstellt wie Spanien im Kleinformat. Den Mord an seiner Geliebten hat er indessen auf der romantischen Plaça Sant Felip Neri nahe der Kathedrale verübt. Und welche Szene mag im Castell de Tamarit südlich von Barcelona spielen? Jener Burg aus dem 14. Jahrhundert, die sich mit imposanter Festungsmauer über dem Strand der Costa Daurada erhebt? Schließlich hatte auch noch der Ebro seinen Auftritt im Film. Wer es bis hierher geschafft hat, wird vielleicht nicht jede Location den entsprechenden Filmszenen zuordnen können. Aber er wird verstehen, warum vieles hier gedreht wurde. An vielen Stellen ist Katalonien eben schon für sich großes Kino.

Caves Codorníu – Geburtshelfer des katalanischen Schaumweins

Katalonien ohne Cava ist wie Frankreich ohne Champagner. Kein Fest, keine Hochzeit, kein Geburtstag, wo nicht mit dem herrlich prickelnden Schaumwein angestoßen wird. Doch es braucht gar keinen besonderen Anlass, um die Korken knallen zu lassen: Cava wird inzwischen zu allen möglichen Gelegenheiten, Tages- und Jahreszeiten getrunken. Ob als Aperitif mit ein paar Oliven oder anderen Tapas, zum Dessert oder auch als Begleiter zum mehrgängigen Menü. Dabei ist der Cava so etwas wie der kleine Bruder des Champagner. Beide werden nach der Méthode champenoise, also per Flaschengärung hergestellt und je nach Restzuckeranteil in die Sorten nature (ohne Restzucker), brut (sehr trocken), sec (trocken), semi sec (halbtrocken) oder dolç (süß) eingeteilt. Aber was in Frankreich bereits im 18. Jahrhundert seinen Anfang nahm – nachdem es aufgrund der mikrobiologischen Studien von Louis Pasteur möglich wurde, eine zweite Flaschengärung durchzuführen und die Erfindung des Korkens dafür sorgte, dass die Kohlensäure in der Flasche erhalten blieb -, wurde in Katalonien erst 1872 ausprobiert. Außerdem bekam der katalanische Schaumwein auch erst später seinen jetzigen Namen Cava – was wörtlich übersetzt „Keller“ heißt – und eine offizielle Herkunftsbezeichnung, die DO Cava, mit der der Sekt geschützt wird.

Inzwischen hat der Cava aber längst seinen Siegeszug durch die Welt angetreten und ist auch aus deutschen Supermärkten nicht wegzudenken. Wenn heute um die 200 Millionen Flaschen Cava die katalanischen Sektkellereien verlassen, stammen sie zum Großteil aus dem Penedès südlich von Barcelona, das eins der wichtigsten spanischen Weinanbaugebiete ist. Dort konzentriert sich die Produktion wiederum auf die Gemeinde Sant Sadurní d’Anoia, wo rund 75 Prozent des Cava gekeltert wird.

Cavas Codorníu © Imagen M.A.S.

 

Der Geburtshelfer des Schaumweins war die Winzerfamilie Codorníu, deren Wurzeln bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen und die zu den ältesten Familienunternehmen des Landes gehört. Wobei es genau genommen zwei Weinbaufamilien sind, die sich 1659 durch die Heirat von Anna de Codorníu mit Miquel de Raventós verbanden. Zwei Jahrhunderte später war es dann Josep Raventós, der 1872 erstmals Cava nach der Méthode traditionelle herstellte. Grundlage bildeten die einheimischen Rebsorten Macabeo, Xarel·lo und Parellada. Damit stellte Raventós nicht nur für sein Unternehmen die Weichen, sondern auch für die ganze Region, die sich fortan auf Cava spezialisieren sollte. Zur Produktion im großen Stil gab anschließend Manuel Raventós den Anstoß. Der Visionär sorgte auch für die Etablierung der Marke Codorníu. 1895 beauftragte er den Architekten Josep Puig i Cadafalch – neben Gaudí einer der bedeutendsten Vertreter des Modernisme, wie der katalanische Jugendstil genannt wird -, eine Produktionsstätte in nächster Nähe zu den Weinbergen zu bauen, sodass man auch die Qualität der Trauben im Blick hat. 1915 wurde das für damalige Zeiten riesige Gebäude eröffnet – und entpuppte sich als eine wahre Jugendstilkathedrale. Tatsächlich erinnern die Gewölbe an Sakralbauten. Nicht zufällig wurde das Gebäude 1976 zum Nationalen Kulturerbe erklärt.

Cavas Codorníu © Imagen M.A.S.

Währenddessen wurde bei Caves Codorníu stetig an der Qualität gearbeitet, neben technischen Innovationen auch mit verschiedenen Rebsorten experimentiert. So kommt 1983 unter Anna de Codorníu erstmal Chardonnay zum Einsatz und bringt ein neues Spitzenerzeugnis, den Cava brut namens Anna de Codorníu hervor. 2002, kurz nachdem die Firma ihr 450-jähriges Bestehen feiert, werden auch erstmals Rosés-Cavas hergestellt, die zu 100 Prozent aus der roten Rebsorte Pinot Noir bestehen. 2010 kommt schließlich mit dem Reina Maria Cristina Blanc der erste weiße Cava aus Pinot Noir-Trauben auf den Markt. Das und vieles mehr erfährt man bei Führungen durch die Sektkellerei, wobei man natürlich auch der eine oder andere Tropfen verköstigt wird. Es gibt Gruppen- und Einzelführungen, auch in deutscher Sprache, in Kombination mit Besuchen in den Weinbergen oder im Weinmuseum Vinseum von Vilafranca. Dazu kann man sich ein Winzerfrühstück, – lunch oder einen Aperitif im Sektkeller schmecken lassen oder an speziellen Gran Reserva-Verkostungen teilnehmen. Besonders originelle Alternative ist die Zugfahrt durch die Kellerei, bei der man nicht nur die modernistische Architektur mit einem Miniaturmodell des alten Betriebs kennenlernt, sondern auch den innovativen Celler Jaume, der eine Art Forschungszentrum und Produktionsstätte der Exzellenzmarken Gran Codorníu Reserva und Jaume de Codorníu darstellt. Der Besuch endet an der Tafel der Aromen, wo einem die Düfte der Rebsorten Xarel.lo, Macabeu und Parellada in die Nase steigen.

Codorníu © Consorci de Promoció Turística de l’Alt Penedès

 

Anschließend kann man auf der Ruta del Cava auch noch andere Sektkellereien in Sant Sadurní und Umgebung wie Freixenet, Torelló, Raventós i Blanc, Gramona, Giró Ribot, Llopart, Rovellats, Canals Canals, Eudald Massana Noya, Nadal oder Alsina & Sardà mit weiteren Wunderwerken der modernistischen Architektur entdecken – und sich unterwegs an den Weinberge des Penedès satt sehen. Alle einschlägigen Informationen zu Codorníu und der Cava-Route sind auf den deutschsprachigen Websites www.visitcodorniu.com sowie www.enoturismepenedes.cat zu finden.

Codorníu © Marc Castellet

 

 

 

 

Wo Allerheiligen mit Süßkartoffeln-Pralinen gefeiert wird

Panellets © Mario Krmpotic

Rezept Nr. 3: Panellets

Mag sein, dass auch in Katalonien heute immer mehr Menschen Halloween feiern. Doch traditionell wird hier, wie in katholischen Ländern üblich, am 1. November das Fest Tots Sants, zu Deutsch Allerheiligen begangen. Abgesehen davon, dass man hier auf den Friedhof geht, um der Toten zu gedenken, hat dieser Feiertag – wie andere Feiertage in Katalonien auch – eine gastronomische Komponente. Passend zur Jahreszeit, wenn das Thermometer fällt, wärmt man sich jetzt gern die kalten Hände und den Magen mit heißen Kastanien, die in dieser Zeit geerntet und zum Teil an Straßen und Plätzen auf mobilen Feuerstellen geröstet und verkauft werden. Traditionell werden die Früchte bei den sogenannten Castanyades auf den Dörfern gemeinsam im Freien gegessen und von einem guten Schluck Mistela, Garnatxa oder Moscatell – süßen Dessertweinen begleitet. Heute trifft man sich eher zuhause mit Freunden und begeht das Fest im kleinen Kreis – gern auch mit prickelndem Cava.

Was dabei auf keinen Fall fehlen darf, sind neben den gerösteten Esskastanien die Panellets, die um Allerheiligen herum gebacken werden. Hinter dem lapidaren Namen – zu deutsch etwa „kleine Brötchen“ – versteckt sich eine ganz besondere Delikatesse: ein Gebäck in Pralinenform aus Mandeln, Süßkartoffeln, Eigelb und Zucker, das dazu angetan ist, einen rundum mit der kalten Jahreszeit zu versöhnen. Es ist wirklich herzerwärmend und zugleich eine gehaltvolle Stärkung, wie sie der Körper in den Wintermonaten gebrauchen kann. Insofern munden die Kalorienbomben keineswegs nur am 1. Novembertag. Wer will, kann sie auch anstatt des hierzulande üblichen Weihnachtsgebäcks backen und damit Freunde und Familie überraschen. Zumal die kleinen Brötchen schön aussehen, wenn sie rundum mit Pinienkernen oder kandierten Früchten verziert sind. In Katalonien kann man Panellets um den 1. November herum in Bäckereien, Konditoreien oder auch Supermärkten kaufen. Aber viel authentischer ist es natürlich, wenn man sie selber macht. Was im Übrigen gar nicht schwierig ist. Hier das Rezept:

Zutaten für 12-14 Panellets:

 

150 g Süßkartoffeln

150 g Pinienkerne

170 g gemahlene rohe Mandeln

1 Ei

130 g Zucker

abgeriebene Zitronenschale (unbehandelte Zitronen verwenden)

 

Zubereitung:

Die Süßkartoffeln in einem Topf mit Wasser kochen, bis sie weich sind. Danach abkühlen lassen. Die Kartoffeln schälen und mit einer Gabel zerstampfen, dann mit dem Zucker, der abgeriebenen Zitronenschale und den Mandeln mischen. Das Eigelb vom Eiweiß trennen, das Eigelb zu der Kartoffelmasse geben und alles gut mischen. Kleine Bällchen formen, in dem übrig gebliebenen Eiweiß wenden und zuletzt in Pinienkernen wälzen. Dann werden sie auf ein Backblech gelegt, eventuell noch mit etwas Eigelb bestrichen, damit sie schöner aussehen und anschließend acht bis zehn Minuten im Backofen bei ca. 180 Grad gebacken, bis sie leicht gebräunt sind.

Was die Dekoration angeht, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Statt der Pinienkerne kann man die Panellets auch in Koskosraspeln oder Mandeln wälzen oder sie stattdessen mit kandierten Früchten dekorieren. Probieren Sie´s einfach aus!