Wo Cadaqués das neue Jahr begrüßt – Wanderung zum Cap de Creus

Er ist nicht nur die perfekte Kulisse für die Verfilmung von Jules Vernes „Das Licht am Ende der Welt“, die hier gedreht wurde. Der Naturpark Cap de Creus ist selber filmreif.

Hier, an der östlichsten Spitze der Iberischen Halbinsel, enden die Pyrenäen in einer tief zerklüfteten Mondlandschaft und bieten ein einzigartiges Naturschauspiel dar. Dalí, der sich von ihm inspirieren ließ, nannte es ganz zu Recht ein „grandioses geologisches Delirium“. Wild umtost von der Tramuntana, jenem gefürchteten kalten Nordwind, der Gabriel García Marquez zufolge Keime des Wahnsinns enthält, nehmen die Felsen hier die bizarrsten Formen an. So zeigt sich Katalonien am Cap de Creus von seiner ungezähmten, rauen, zugleich leidenschaftlichen Seite, die ebenso furchterregend wie beeindruckend ist. Jahraus jahrein zieht es unzählige Ausflügler hierher. Wenn es nicht warm genug zum Baden ist – dazu muss man auf steilen Wegen in die versteckten Felsbuchten hinunter steigen -, laufen sie am Leuchtturm herum, setzen sich dann auf die Terrasse des Restaurants „Cap de Creus“, das einen gewissen Kultstatus genießt, und schauen auf die Buchten zwischen dem Golf von Roses und der französischen Grenze hinunter. Im Sommer sorgt mitunter Live-Musik für den entsprechenden Soundtrack. Und im Winter? Machen sich unzählige Menschen in der Silvesternacht auf, um hier die ersten Sonnenstrahlen des neuen Jahrs zu begrüßen, wenn sie im Osten über dem Meer aufgehen. Aber es lohnt zu jeder Jahreszeit, dem Kap einen Besuch abzustatten. Am schönsten ist es, wenn man sich das Kap erläuft – auf dem Wanderweg, der vom Künstlerdorf Cadaqués in etwa zwei Stunden hierher führt.

Sonneuntergang in Cadaqués © Joan Lesan

Alles, was man für die ca. 7 bzw. 8 Kilometer lange Tour braucht, sind Trittsicherheit, Wanderschuhe, je nach Wetterlage auch Sonnenschutz und genügend Trinkflüssigkeit. Für Hin- und Rückweg sollte man insgesamt vier Stunden rechnen, wobei etwa 400 Meter Steigung zu überwinden sind. Im Tourismusbüro gibt es auch entsprechende Faltblätter. Ansonsten ist der Weg relativ gut mit rot-weiß-roten bzw. rot-grünen Markierungen und Schildern gekennzeichnet.

Startpunkt ist der Passeig, der zentrale Platz von Cadaqués. Hier kann man noch mal auf der Terrasse der Bar „Marítim“ mit Blick aufs Meer einen Kaffee zu sich nehmen. Dann läuft man kurze Zeit am Wasser entlang zur Bucht Es Poal, wo links eine schmale Gasse abzweigt und zwischen den Häusern in Richtung Portlligat führt. Am Campingplatz und der hüschen weißen Kapelle Sant Baldiri vorbei wandert man zu Dalís ehemaligem Refugium an der Bucht von Portlligat hinunter. Wer die Casa-Museu Salvador Dalí besichtigen will – was unbedingt lohnt -, sollte sich möglichst vorher anmelden und mindestens eine zusätzliche Stunde einplanen. Ansonsten läuft man ein kurzes Stück an der Platja de Portlligat weiter, bis die Markierung einem links den Weg durch ein kleines, von Schilf gesäumtes (meist trockenes) Flussbett weist. Bald gelangt man zur Autostraße, die zu queren ist, auf der anderen Seite setzt sich der Weg dann auf schmalem Pfad fort. Gleich muss man noch einmal die Straße überqueren, um nun auf der anderen Seite Richtung Norden weiter zu laufen. Schon fällt der Blick auf die Buchten, die rechter Hand die Küste säumen. Ein Stück weiter folgt man wiederum kurz der Fahrstraße und biegt beim Hinweisschild zur Bucht Guillola rechts in einen schmalen Pfad ab. Jetzt geht es auf und ab zwischen einigen einsam gelegenen Häusern, Gärten, alten Steinmäuerchen und der Felslandschaft an den Buchten Jugadora und Fredosa vorbei in Richtung Kap. Zuletzt gilt es, eine steile Treppe zum Leuchtturm hinaufzusteigen. Zwischendurch ist auch mehrmals Gelegenheit, sich an einer der Buchten im Meer zu erfrischen. Oben angekommen, kann man sich dann im Restaurant „Cap de Creus“ oder der benachbarten Bar stärken und das Panorama auf sich wirken lassen. Vor dem Rückweg sollte man noch einen Blick in die benachbarte kleine Ausstellung über Flora, Fauna und geologische Besonderheiten des Cap de Creus werfen. Wenn man erfährt, wie es sich im Lauf von 450 Millionen Jahren herausgebildet hat und aus den einem Konglomerat von Granit, Schiefer, Kalkstein, Quarz und anderen Gesteinen besteht, wird die Wanderung gleich viel interessanter. Mit etwas Glück kann man dann außer Möwen auch seltenere Vögel wie Rötelschwalben oder Habichtsadler entdecken.

 

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