Terres de Lleida

Terres de Lleida bezeichnet den westlichen Abschnitt des zum großen Ebrobecken gehörenden Zentral-Katalanischen-Beckens, einer weiten Ebene, die sich mit dem Riu Segre als Hauptachse südlich der Pyrenäen erstreckt und deren Hauptstadt von alters her Lleida ist. Begrenzt wird diese Ebene durch Aragonien im Westen und die Hochebenen der Segarra, die sie von Zentralkatalonien trennen, im Osten. Im Süden erstreckt sie sich bis an den Höhenzug des Montsant und das Ebrotal.

Das mediterrane Klima mit kontinentaler Tendenz ist typisch für das katalanische Binnenland, wo die feuchte und milde Mittelmeerluft auf die Küstenvorgebirge trifft. Dadurch entsteht ein trockeneres Klima mit größeren Temperaturschwankungen – höheren Höchst- und niedrigeren Tiefsttemperaturen – als im Rest des Landes.

Die Region ist überwiegend flach, auch wenn die nördliche Barriere, die sie vom Gebiet der Pyrenäen trennt, der mächtige, schroffe Gebirgszug des Montsec, der in den Montsec d’Ares und den Montsec de Rubies unterteilt ist, fast 1.700 m erreicht. Durch die engen Schluchten von Montrebei und Terradets, die dieses Gebirge durchziehen, erreichen die Flüsse Noguera Ribagorçana und Noguera Pallaresa die Region, während der Segre im Osten durch das dort weniger schroffe Gebirge fließt, in dem in moderner Zeit der Stausee von Rialb angelegt wurde. Der Noguera Pallaresa und der Segre treffen sich im Landkreis Noguera bei Corbins und Camarasa. Dieses Flussnetz führte nach dem Bau des Canal d’Urgell, der zusammen mit seinen Nebenkanälen der Bewässerung großer Flächen (insgesamt rund 70.000 ha) in den Landkreisen Urgell, Segrià, Pla d’Urgell, Noguera und Garrigues dient, zu spektakulären wirtschaftlichen und sogar physiognomischen Veränderungen in der Region. Eine bedeutende Rolle für die Bewässerung spielen auch der Canal de Pinyana und der Canal d’Aragó i Catalunya die westlich an Aragonien grenzen. Der zuletzt genannte Kanal wird aus den Flüssen Éssera und Cinca gespeist. Der Cinca mündet bei La Granja d’Escarp unterhalb Lleidas in den Segre.

Die Region ist reich an archäologischen Fundstellen Cogul, Tornabous, Guissona, El Bovalar – vor allem aus den Epochen der Iberer und der Römer, die von einer Besiedelung bereits in frühester Zeit zeugen. Im frühen Mittelalter, als Katalonien entstand, befand es sich unter muslimischer Herrschaft. Im 11. Jahrhundert wurden bestimmte Gebiete, etwa Cervera, das der Grafschaft Barcelona zugeordnet wurde, oder Balaguer, das zur Hauptstadt der Grafschaft Urgell wurde, von den Christen zurückerobert, während das bedeutende muslimische Taifa (Teilkönigreich) von Lleida, das ein beträchtliches Territorium kontrollierte, erst 1149 fiel. Diese langsame Eroberung der muslimischen Gebiete und die Grenzlage der Region führten vor allem im 10. Und 11. Jahrhundert zum Bau zahlreicher befestigter Burganlagen, die der Verteidigung dienten und die Wiederbevölkerung begünstigten.

Aus kirchlicher Sicht war die Region in die Bistümer Lleida, das schon seit alten Zeiten auch aragonesische Gebiete umfasste, und Urgell, mit der Hauptstadt La Seu d’Urgell, sowie dem kleinen Abschnitt (Cervera und Tàrrega), der zum Bistum Solsona gehörte, unterteilt. Die feudale Gerichtsbarkeit betreffend, umfasste die Region – lässt man die großen Orte Lleida, Cervera, Balaguer, Tàrrega und Agramunt, die den Status königlicher Städte besaßen und Hauptorte von Vogteien waren, einmal beiseite – diverse zivile (die Vizegrafschaft Àger, die Markgrafschaft Camarasa usw.) und kirchliche (Gardeny, Bellpuig de les Avellanes, Vallbona de les Monges, Escarp usw.) freiherrschaftliche Besitztümer, die über das gesamte Territorium verteilt waren.

Die touristischen Reize der Terres de Lleida sind zahlreich und vielfältig. Die Landschaft ist überwiegend von landwirtschaftlicher Nutzung geprägt: Da wären die fruchtbaren Obstgärten der Landkreise Segrià und Noguera, die riesigen Olivenhaine der Garrigues,  auch die Getreidefelder der Ebenen der Segarra und die Weingärten des Anbaugebiets Costers del Segre . Im Gebiet des Montsec gibt es eine herrliche, raue Gebirgslandschaften, die sich zu dem prachtvollen Àgertal hin öffnen.

 

Wussten Sie das schon?

Die Hauptstadt Lleida ist mit einem umfangreichen Angebot an Sehenswürdigkeiten, Kultur, Geschäften und Gastronomie äusserst interessant. Auch gibt es zahlreiche weitere Orte, die einen Besuch wert sind, wie zum Beispiel Cervera, Tàrrega, Balaguer, Agramunt oder Les Borges Blanques. Das Denkmalserbe ist umfangreich und vielfältig und reicht von den interessanten archäologischen Fundstätten bis hin zu den zivilen und religiösen Denkmälern des Mittelalters. Die reichhaltige und schmackhafte Küche, die die hervorragenden landwirtschaftlichen Produkte der Region – Gartenfrüchte, Obst, Öl, Wein – verarbeitet, die Volksfeste und die sportlichen Aktivitäten in natürlicher Umgebung sind weitere Aspekte, die den Besuch dieser Region höchst attraktiv machen.

Was gibt es zu sehen?

Lleida

Ihre strategische Lage am Weg vom Mittelmeer in das Binnenland der Iberischen Halbinsel und am Treffpunkt diverser Flusstäler, die ihren Ursprung in den Pyrenäen haben, begünstigte die Entwicklung der Stadt. Die Existenz des Bistums ist seit dem 5. Jahrhundert belegt. Während der über vier Jahrhunderte andauernden muslimischen Herrschaft (719–1149) war Lleida eine Bastion in erster Front an der so genannten Frontera Superior (Obere Grenze), zunächst als Teil des Emirats und Kalifats von Córdoba und dann, ab dem 11. Jahrhundert, als eigenständiges Taifa. Die Araber errichteten die Festung La Suda auf dem Roca Sobirana, dem „Oberen Felsen“, und ummauerten die Stadt, während sie gleichzeitig das Gartenland in der Umgebung mit einem ausgedehnten Netz von Bewässerungskanälen durchzogen, die die Grundlage für den späteren landwirtschaftlichen Reichtum bilden sollten.

Sehenswertes

Die Silhouette der Stadt ist durch den beeindruckenden Koloss der Seu Vella geprägt, der ursprünglichen, im 13. bis 15. Jahrhundert über einer ehemaligen Moschee errichteten Kathedrale. Das im Übergangsstil zwischen der Romanik und der Gotik errichtete Bauwerk umfasst einen ungewöhnlichen und beeindruckenden vorgelagerten Kreuzgang mit schönen gotischen Maßwerkfenstern und Ausblick auf die Stadt, den Fluss  und das umliegende Gartenland. Seine prachtvollen Portale, vor allem das Porta dels Fillols und das Porta de l’Anunciata, wurden von Künstlern der so genannten Schule von Lleida ausgeführt, einer bildhauerischen Strömung, die die Schmucklosigkeit der Romanik um arabisch und orientalisch anmutende Fantasieelemente ergänzte. Im nüchternen, geräumigen Innenraum, dessen Grundriss die Form eines lateinischen Kreuzes hat, stehen zahlreiche schlanke Säulen. An einer Seite des Kreuzgangs erhebt sich neben dem Portal dels Apòstols (Aposteltor) der stolze, 70 m hohe Glockenturm (14.–15. Jh.). Oberhalb der Seu Vella finden sich die Überreste der ehemaligen Suda oder Königsburg, der von den katalanischen Monarchen stark umgebauten Residenz der arabischen Walis, einem ehemals soliden und kompakten Bauwerk, von dem allerdings nur die Grundstruktur erhalten ist (ein Eckturm wurde in jüngerer Zeit restauriert).

 Die typischen Straßen Carrer de Cavallers und Carrer de la Palma verbinden den oberen Teil des alten Ortskerns mit der Carrer Major. An der ersten, die früher Carrer el Romeu hieß, steht das ehemalige Dominikanerkloster El Roser mit einer Barockkirche und einem dreistöckigen Kreuzgang. Es beherbergt heute das Gemäldemuseum Jaume Morera und soll in einen Parador, ein luxuriöses, staatlich verwaltetes Hotel, umgewandelt werden. Weiter westlich ist die Kirche Sant Llorenç zu finden, die zur gleichen Zeit entstand wie die Seu Vella und ein schönes Portal mit Bogengang sowie einen eleganten Glockenturm besitzt. Sie birgt eine herausragende Sammlung steinerner gotischer Retabel, die unter anderem den Heiligen Laurentius, Petrus und Lucia gewidmet sind, und interessante Skulpturen, wie die der Mare de Déu de la Candelera (Lichtmess-Madonna, 15. Jh.) und des Erzengels Michael (Ende 14. Jh.) oder die restaurierte Figur des Sant Crist Trobat („Gefundener Heiliger Christus“), um die sich eine Legende rankt.An der Carrer Major, der städtischen Achse der Altstadt, steht die Seu Nova, eine Kathedrale, die man im 18. Jahrhundert errichtete, als die Seu Vella in eine Kaserne umgewandelt wurde. Es handelt sich um ein interessantes klassizistisches Bauwerk des  Architekten Pedro Martín Cermeño, das 1781 geweiht wurde. Das prachtvolle Herz vom Bildhauer Lluís Bonifaç, das dieses Gotteshaus schmückte, ging 1936 verloren, aber es besitzt noch stets das Archiv und die Figur der Mare de Déu del Blau (Heilige Jungfrau des Blutergusses). Gegenüber beherbergt das alte gotische Gebäude des Hospital de Santa Maria (15.–16. Jh.), das über einen schönen Innenhof verfügt, den Sitz des Institut d’Estudis Ilerdencs (Institut für Lleida-Studien) mit seinem  interessanten Archäologischen Saal, in dem wertvolle Fundstücke iberischer und römischer Herkunft ausgestellt sind, und seinem Numismatischen Kabinett.

Lleida. La Seu de Lleida

Tàrrega

Das im Ondara-Tal gelegene Tàrrega, Kreisstadt des Landkreises Urgell, gehört zu den dynamischsten Städten der Terres de Lleida. Seine Bedeutung als Marktplatz und seine Ackerbau-, Viehzucht- und Handelstradition gehen bis in das Mittelalter zurück, als der Ort um die gleichnamige, zur Grafschaft Barcelona gehörige Burg herum entstand. Was die Baudenkmäler betrifft, sind neben der Burgruine und der mittelalterlichen Stadtmauer vor allem die Barockkirche Santa Maria, das schöne und gut erhaltene Palais der Markgrafen von La Floresta, der einige romanische Elemente aufweist, das gotische ehemalige Hospital und der von Bogengängen gesäumte Plaça de Sant Antoni erwähnenswert. Auf einer Anhöhe, die den Ort dominiert, liegen das  Heiligtum und der Park Sant Eloi, von wo aus sich eine schöne Aussicht auf die Ebene und das Gebirge bietet. Außerdem ist Tàrrega als kulturelles und sportliches Dienstleistungszentrum (Archiv und Bibliotheken, Musikkonservatorium, Gewerbeschule usw.) von Bedeutung. Die Fira del Teatre al Carrer findet seit 1981 statt und wurde mit Unterstützung der Stadtverwaltung von der Theatergruppe „Comediants“ organisiert. Ihr Erfolg und ihre Dynamik haben ständig zugenommen, und gegenwärtig nehmen jedes Jahr über 800 Theaterprofis und über 100:000 Zuschauer daran teil, die die Stadt zu einem großartigen Schaufenster für die zeitgenössischen szenischen Künste im Rahmen eines großen Volksfestes machen. Die Messe bietet Raum für den An- und Verkauf von Theaterproduktionen, ist zugleich aber auch ein Forum zum Knüpfen von Kontakten, für den Austausch und die Kommunikation in der Fachwelt. Sie berücksichtigt verschiedene szenische Disziplinen und bietet ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm, auch wenn zur Förderung des Innovativen in der Regel besonderes Augenmerk auf zeitgenössische und visuelle Ausdrucksformen gelegt wird. Hauptziel der Messe ist es, einen Beitrag zur Dynamisierung des Bühnenkunstsektors zu leisten.

Ponts

Ponts ist ein  geschichtsträchtiger Ort und Marktplatz im östlichsten Teil von Noguera, in der Nähe des Zusammenflusses des Llobregós und des Segre, einem traditionellen Verkehrsknotenpunkt (Landstraßen von Lleida nach Puigcerdà und von Igualada). Der alte Ortskern, dessen Straßen und lätze von Bogengängen gesäumt sind, wird vom Tossal de les Forques beherrscht, auf dem sich die Ruine der alten Burg von Ponts erhebt, einer im Mittelalter wichtigen Festung in der Grafschaft Urgell, die von einer bedeutenden Burgherrenfamilie namens Ponts beherrscht wurde. Zu Füßen der Burg steht die herrliche romanische Kirche des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstifts Sant Pere de Ponts, ein schönes, einschiffiges Bauwerk mit drei kreuzförmig angeordneten Apsiden, die außen mit lombardischen Elementen dekoriert sind, und einem großen Kuppelgewölbe, über dem sich der Glockenturm erhob. Sie wurde ab 1143 errichtet, als umfangreiche Schenkungen, unter anderem von Ermengol VI. von Urgell, für die Gründung eines Benediktinerklosters eingingen. An seiner Stelle wurde jedoch das Chorherrenstift (1169) eingerichtet, das bis in das 16. Jahrhundert existierte. In der Nähe von Ponts können die Ruinen des romanischen ehemaligen Benediktinerklosters Santa Maria de Gualter besichtigt werden.

Anreise

Mit dem Bus: Von Lleida, Tarrega, La Seu d’Urgell und Solsona 

Mit dem Flugzeug :  Barcelonas Flughafen und  Reus Flughafen

Mit dem Auto: Madrid – Saragossa – Lleida – Barcelona; N-240: Osca – Lleida – Tarragona.

Mit dem Zug: Renfe Madrid – Saragossa – Lleida – Barcelona, Renfe Lleida – Reus – Tarragona ; Renfe Lleida – Pobla de Segur www.renfe.es

Unterkünfte

Lleida bietet eine größe Auswahl von ländliche Unterkünfte. Entwider Hotel, Camping oder Ferienwohnungen sollen Sie selber entscheiden.

Hier finden Sie mehr Infos.

Broschüre zum Onlinelesen oder zum Herunterladen

Terres deLleida

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