Zu Besuch bei Murmeltieren, Bartgeiern und Weltkulturerbestätten

An der Küste ist es zu heiß und zu voll? Dann sind die Pyrenäen die richtige Alternative. Hier sorgen klare Luft und kühle Nächte für Erfrischung, und die Gebirgslandschaften bringen auch weniger Bergaffine zum Schwärmen. Vor allem in der Provinz Lleida, wo sich die Gipfel in schwindelnde Höhen hinaufschrauben, Wasserfälle über bizarre Felsen ergießen und reißende Gebirgsbäche ihren Weg durch enge Schluchten bahnen. Die zum Beispiel zum River Rafting oder Canyoning einladen.

Estany de la Ratera © Kim Castells

Highlight der Lleidaner Pyrenäen ist der Nationalpark Aïguestortes. „Verdrehte Wasser“ heißt er wörtlich übersetzt. Und tatsächlich schmiegen sich an die 200 verschlungenen Seen in die Hochgebirgslandschaft, wo sie von einem ganzen Kranz von Dreitausendern umzingelt sind. Am schönsten der Estany de Sant Maurici: In seinem Wasser spiegeln sich Felsen, Tannen und Schnee bedeckte Gipfel – der malerische Anblick macht ihn zu einem der beliebtesten Fotomotive und Picknickplätze Kataloniens. Doch dabei sollte man es nicht belassen. Vielmehr bietet sich die Gegend ideal zum Wandern und Mountainbiken an. Rote und schwarze Kiefern begleiten beispielsweise den gut markierten, dreistündigen Fußweg, der vom Parkplatz von Pierró dem Fluss Escrita über den Maurici- und den Ratera-See zum Amitges-See folgt. Natürlich kann man auch tagelang von Hütte zu Hütte trekken, zum Beispiel auf der „Carros de Foc“ – zu Deutsch Feuerwagen – genannten Route, die 55 Kilometer lang ist und Höhenunterschiede von 9200 Metern überwindet (www.carrosdefoc.com). Wem das nicht reicht – zwischendurch wären auch noch der Saboredo, der Amitges oder andere, um die 3000 Meter hohe Gipfel zu besteigen. Über die verschiedenen Touren informieren die Website www.lleidatur.com sowie die Nationalparkhäuser und touristischen Informationsstellen. Wer lieber in die Pedalen tritt, findet indessen auf der 220 Kilometer langen Rundstrecke „Pedals de Foc“ eine nicht minder spannende Herausforderung. Die Anstrengung lohnt, denn abgesehen vom Gebirgspanorama bekommt man unterwegs mit etwas Glück Bartgeier, Steinadler, Gemse oder Wildschweine zu sehen. Und den Ruf des einen oder anderen Murmeltiers zu hören.

Aigüestortes i Estany de Sant Maurici © Lluís Carro

Ja, hier oben scheint die Zivilisation Welten entfernt. Und keiner würde hier auf den Gedanken kommen, dass nur ein paar Kilometer weiter Bauten stehen, die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören. Dabei haben im Gebirgstal Vall de Boí acht Kirchen und eine Kapelle die Zeit überdauert, die dem Stil der lombardischen Romanik zugerechnet werden. Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert erbaut, sind in ihrem Innern zum Teil noch original erhaltene Wandmalereien aus dem Mittelalter zu bewundern – wie der Christus Pantocrator von Santa Maria de Taull mit seinen symbolträchtigen nach oben zeigenden Fingern, der zu einem der Wunder von Katalonien gewählt wurde. Zudem stehen die Sakralbauten im Umkreis selten schöner, einsamer Bergdörfer mit exotischen Namen wie Erill la Vall oder Durro. Hier kann man auch in alten Dorf- oder Bauernhäusern unterkommen, die Zimmer oder Ferienwohnungen vermieten. Hinter Mauern aus Naturstein und unter schrägen Holzwänden schlafen und beim Aufwachen auf Schnee bedeckte Berge blicken – das fühlt sich anders an als ein Urlaub von der Stange.

Taüll © Adrià Ropero

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